Ja ich!
„Wohin fliegst du?“ lautet die
Frage. „Über Brüssel nach Malaga und du?“, ich fliege über Brüssel nach
Casablanca.
Oh wie schön, denke ich, aber
irgendetwas lässt mich fühlen, dass es kein schöner Anlass ist.
Wir schweigen ein wenig.
„Mein Vater ist gestorben. Also
kein Urlaub.“
Sie wirkt gefasst. Und ich höre
in mich rein, was ich sagen soll. Ist die Sterblichkeit der Eltern ein durchaus
schwieriges Thema.
„5 Jahre war ich nicht dort. Am
Mittwoch kam der Anruf und ich habe gleich gebucht, seine Beerdigung war heute,
aber ich möchte zumindest da sein.“
Ja, ertönt es in meinem Kopf. Da
sein. Jetzt wo es vorbei ist.
Mein innerlicher Richter ruft:
Jaaa…jetzt wo es zu spät ist! So ist es doch immer im Leben. Sie hätte ja mal
früher hinfahren können. Sophie, erinnerst du dich an deine „zu-spät“ Momente?
Denk mal an deine Oma, die verstorben ist, als du in Australien warst und du
hast es vorher auch nicht geschafft….
Ich sage ihm er soll den Mund
halten, damit ich ihr die richtigen Fragen stellen kann, ohne ihr auf den
Schlips zu treten. Und meine eigene Verletzlichkeit mit diesem Thema auf sie zu
projizieren.
Noch immer ist sie namenslos. Und
ich ebenfalls.
„Das zu hören tut mir leid!“ sage
ich und meine ich. „Ja, danke. Geht schon. Es war abzusehen. Er war 82 Jahre
alt und auch ab und an im Krankenhaus. Aber sie haben gesagt es ist alles in
Ordnung, als sie ihn entlassen haben. Und dann kam der Anruf.“
Wir schweigen den weiteren Flug.
Ich döse weg, sie liest.
Kurz vor der Landung kommen wir erneut ins Gespräch. „Kommst
du aus Hamburg?“, fragt sie. „Nein, aus Berlin, aber ich fliege gerne von Hamburg.
Und du?“ „Ich komme aus Kiel.“ Es folgen Erklärungen, warum sie von Hamburg weg ist und zu ihren Töchtern.
„Ach Kiel, wie schön. Kennst du den Teeladen von Angelika und Olli? Kann ich dir nur empfehlen.“
„Ja, den kenne ich. Dort geh ich gerne Tee kaufen. Ich werde an dich denken, wenn ich dort bin!“
„Ich wünsche dir viel Licht und Liebe.“ Ist meine Antwort.
Alles Liebe, Sophie