Freiheitsspiel
Spielst Du mit mir das Spiel
der Freiheit -
aber wenn ich Dich loslasse,
lasse mich nicht fallen.
der Freiheit -
aber wenn ich Dich loslasse,
lasse mich nicht fallen.
Ulrich Häusler
Nachdem ich mich heute mal wieder eingehend mit dem Thema
Freiheit beschäftigen musste, habe ich noch mal den alten Text über Freiheit
gelesen und dabei ist mir aufgefallen, dass ich auf dieses Zitat gar nicht
weiter eingegangen bin. Dabei ist es doch hochgradig spannend:
Was passiert in unserer Gesellschaft, was passiert mit uns,
in uns, wenn wir das Spiel der Freiheit spielen?
Eine spannende Frage, die Idee die Ulrich Häusler hier hatte
ist sehr ehrlich und auf eine Art und Weise sehr verletzend. Es scheint zu oft
zu passieren, dass man fallengelassen wird, wenn man Freiheit gibt.
Wir Menschen sind gar nicht mehr in der Lage mit einer
Freiheit umzugehen. Ist unser Tun und unser Handeln doch bestimmt von richtig
oder falsch der Gesellschaft und der Gesetze. Doch bevor ich weiter auf das
Freiheitsspiel eingehe, widme ich meine Gedanken dem ‚Spiel’:
Eine alte Definition für Spiel stammt von dem
niederländischen Kulturanthropologen Johan
Huizinga. In seinem Hauptwerk Homo
ludens schreibt er:
„Spiel ist eine freiwillige Handlung oder Beschäftigung, die
innerhalb gewisser festgesetzter Grenzen von Zeit und Raum nach freiwillig
angenommenen, aber unbedingt bindenden Regeln verrichtet wird, ihr Ziel in sich
selber hat und begleitet wird von einem Gefühl der Spannung und Freude und
einem Bewusstsein des ‚Andersseins‘ als das ‚gewöhnliche Leben‘.“
– Huizinga: 1938/1991,
S. 37
Als ich mit einigen Menschen über das Freiheitsspiel geredet
habe, wurde mir immer wieder das Argument entgegengebracht, wie negativ
‚spielen’ doch heutzutage besetzt ist. (Z.B. Ich spiele mit dir...symbolisiert
auf Beziehungsebene eine Herabsetzung und eine Ausnutzung und nicht Würdigung
meines Gegenübers). Ist es somit hinterhältig, falsch und mit Konkurrenzdenken
behaftet.
Aber ist es nicht viel mehr so, dass spielen erst im
Erwachsenenalter negativ wurde und von uns bzw. der Gesellschaft pervertiert
wurde?
Haben wir als Kinder nicht alle gerne gespielt und uns weder
etwas dabei gedacht, noch uns wirklich darum gekümmert wer Gewinner oder
Verlierer ist? Das Spiel an sich ist positiv. Kinder spielen anders als
Erwachsene. Unbedarft und Bedingungslos und nicht zu vergessen mit Spaß. Wir
würden niemals etwas negatives assoziieren, wenn ein Kind uns fragt, ob wir mit
ihm spielen möchten. Bei uns geht es oft um Konkurrenz. Ich muss
Gewinnen....das beobachtet man bei Kindern auch, aber auf ganz anderer Ebene.
Wann wurde spielen negativ? Könnt ihr euch daran erinnern?
Wenn ich das Zitat von Johan Huizinga richtig interpretiere
(und ich habe mir nur das Ende vorgenommen), kann man fast rauslesen, warum
spielen negativ besetzt ist. ‚Anderssein’ das ist heute nicht anerkannt, es
geht darum mit dem Strom zu schwimmen, nicht aufzufallen und gesellschaftlich
akzeptiert zu sein.
Wie singen ‚Die Ärzte’ in ihrem Lied Junge:
Und wie du wieder aussiehst, Löcher
in der Hose und ständig dieser Lärm (Was solln
die Nachbarn sagen?) Und dann noch deine Haare,
da fehlen mir die Worte Musst du die denn
färben? (Was solln die Nachbarn sagen?)
Wie kommst du nach Hause, wir wissen nicht mehr
weiter.
Das spielen wurde uns aberzogen. Das Leben ist ernst und
kein Spiel. Es hat sich ausgespielt, sobald man in die Pubertät kommt bzw. ins
Erwachsenenalter eintritt. Und zu allem Überfluss ist spielen auch
gesellschaftlich oft nicht anerkannt. So wird das Kind in uns doch gerne
vergessen. Erwachsene, die für ihr Leben gerne mit Modelleisenbahnen oder
sonstigem spielen werden belächelt und für nicht richtig im Kopf befunden (à
‚Anderssein’).
Also unterm Strich können wir festhalten: Das Spielen haben
wir verlernt.
Ich habe mich gefragt wo ‚Spiel’ seinen Ursprung hat und wie
es definiert wird. Sehr spannend, lest doch mal rein: http://de.wikipedia.org/wiki/Spiel
Zurück zu dem oben genannten Text.
Gerne möchte ich den Text in seiner einfachen
Kompliziertheit versuchen verständlich zu machen und tiefer zu beleuchten:
Spielst du mit mir...:
das geht ja schon gut los. Ich bin ja ein Freund von Spielen
und vom spielen, ganz egal in welcher Hinsicht.
Aber hier geht es wohl eher um eine Herausforderung, als um
ein Spiel. Top oder Flop würde es wohl auch beschreiben. Oder: Traust du
dich...?
(Top oder Flop spiele ich heute noch sehr gerne. Es hat
schon die witzigsten Situationen auf der Straße, im Club, in meinem Job und in
meinem Leben hervorgerufen. Wer den Film ‚Liebe mich wenn du dich traust’
gesehen hat wird verstehen was genau hier gemeint ist. Wer ihn noch nicht
gesehen hat, dem kann ich ihn nur ans Herz legen).
Diese Herausforderung klingt für mich eher als eine
Möglichkeit sein gegenüber auf Augenhöhe zu holen. Die Frage, die sich für mich
dahinter verbirgt ist wohl eher eine andere: Traust du dich, mit mir die
Freiheit zu leben? Alles kann und nichts muss? Jeder ist frei und trotzdem sind
wir ehrlich, verbunden und verbindlich uns gegenüber?
Spielst du mit mir....geheimnisvoll und spannend stellt sich
diese Frage zu Beginn dar.
Ist ja in erster Linie eine gute Idee. Wir ernst ist ein
Spiel? Die andere Frage, wie ernst ist ein Spiel, wenn es um einen selber,
seine Freiheit und um die Verantwortung und den Respekt des Gegenübers geht?
Wir dürfen hier nicht vergessen, dass jedes Spiel, egal wie
frei es ist, Regeln hat.
...das Spiel der Freiheit....
Ich finde hier wird, wie im Kindesalter, auf spielerische
Weise versucht dem Gegenüber die Freiheit näher zu bringen, das klingt
irgendwie ganz schön komisch und auf eine Art und Weise wie ein pädagogisches
Konzept. In Zeiten in denen Freiheit gar nicht mehr gelebt werden kann,
entweder aus persönlichen Begrenzungen die man sich auferlegt oder durch
auferlegte Begrenzungen der anderen, soll es uns spielerisch beigebracht
werden?
Ein Experiment hat finde ich relativ klar gezeigt wie ein
Großteil der Menschheit wohl tickt.
Das Video findet ihr unter Youtube und TheFuntheory – Piano
Stairs.
Die Frage lautet hier:
...Can we get more people to choose the stairs by making it
fun to do...?
http://www.youtube.com/watch?v=2lXh2n0aPyw
Siehe auch dieses Video:
http://www.youtube.com/watch?v=cbEKAwCoCKw
ein letztes noch:
http://www.youtube.com/watch?v=AmyBp8e76eY&feature=related
Ich finde, wir können diese Theorie in alle Lebensbereiche
übertragen!!!
Die Frage zum Freiheitsspiel könnten so aussehen:
Können wir mehr Menschen dazu bekommen ihre Freiheit zu
leben, sich nicht mehr einzuengen, anders zu sein, aus der Masse
herauszutreten? Spannende Frage! Unter diesem Aspekt habe ich das noch nie
betrachtet.
Das schwierige ist, finde ich, wenn man diese Freiheit, so wie ich, mit all seinem Dasein lebt, möchte man sich doch gar nicht mehr einschränken. Oder?
So erlebe ich das zumindest. Und damit meine ich nicht, dass
man Kompromisse eingehen sollte. Das im Gegenzug finde ich sehr wichtig und
auch die Spielregeln einzuhalten (respektvolles Miteinander, gegenseitige
Rücksichtnahme, keine Verletzungen, Ehrlichkeit) .
Aber,....meine Freiheit einschränken, nur weil mein
Gegenüber vielleicht nicht in der Lage ist seine Freiheit zu leben?
...aber wenn ich dich loslasse,....
Hier haben wir Gewinner. Beide haben auf ihrer Ebene die
Freiheit in ihrer Beziehung angenommen. Er/Sie darf gehen, frei denken, frei
sein. Alles ist erlaubt. Ich werde losgelassen oder ich lasse los.
Eltern müssen zum Beispiel irgendwann ihre Kinder loslassen.
Kinder müssen eigene Entscheidungen treffen und Eltern müssen diese
akzeptieren. Das ist ein gutes Beispiel für diesen Satz, bzw. für das ganze
Freiheitsspiel.
Loslassen ist so schön! Dinge einfach sein lassen.
Situationen, Menschen, Tiere, Dinge. Luftballons loslassen, finde ich das
größte, wie sie frei wie ein Vogel, einfach wegschweben. Seifenblasen rufen ein
ähnliches Glücksgefühl bei mir aus!
Loslassen und losgelassen werden geben einem das Gefühl der
Befreiung. (Be-frei-ung).
....lasse mich nicht fallen.
Viele empfinden bei vollkommener Freiheit in Beziehungen,
als wären sie aus einer langen Knechtschaft gekommen. Nur so kann ich mir
erklären, dass einer von beiden die Freiheit mit Füßen tritt und die
Spielregeln missachtet. (Wie schon im ersten Text erwähnt: Meine Freiheit muss
da aufhören, wo die eines anderen beginnt). Fallenlassen kann man hier wohl
eher breitgefächert auslegen. Geht es entweder darum seine Verantwortung zu
vergessen oder unehrlich zu werden.
Ich möchte an diesem Punkt noch das Wort Orientierungslos
mit einbringen. Ich glaube Menschen sind oft überfordert mit zu viel Freiheit.
Mit zu vielen Entscheidungen die sie treffen dürfen, dass sie alles wollen und
davon ganz viel und dann den Partner einfach fallenlassen und vergessen und meistens
als nicht mehr wichtig erachten. Das Leben bietet auf einmal so viele ungeahnte
Möglichkeiten. Sie vergessen darüber oft, dass sie eine Verantwortung sich und
ihrem Gegenüber tragen. Sie vergessen die Spielregeln UND sie vergessen, dass
sie auch die Verantwortung für ihre Handlungen tragen müssen.
Der, der fallengelassen wird, weil er Freiheit lebt und
leben will, der kann sich in diesem Fall glaube ich nur auf seine Freiheit
berufen und sich damit trösten. Jeder Mensch ist frei, dass zu tun, was er für
richtig hält. Leider wird hier vergessen, dass es so viele Irrungen und
Wirrungen in dieser Welt gibt und wir oft verlernt haben auf unser Herz zu
hören und so beeinflussbar sind von Meinungen, Statistiken, gelesenem,
gehörtem.
Einige passende Zitate möchte ich zum Abschluss noch
einbinden:
Die fünf Freiheiten des Menschen
Sehen und hören, was wirklich ist, nicht: was sein sollte.
Sagen, was ich denke, nicht: was ich denken sollte.
Fühlen, was ich wirklich fühle, nicht: was ich fühlen sollte.
Fordern, was ich möchte, nicht: immer erst auf Erlaubnis warten.
Risiken eingehen, ohne sich immer erst abzusichern.
Virginia Satir
Sehen und hören, was wirklich ist, nicht: was sein sollte.
Sagen, was ich denke, nicht: was ich denken sollte.
Fühlen, was ich wirklich fühle, nicht: was ich fühlen sollte.
Fordern, was ich möchte, nicht: immer erst auf Erlaubnis warten.
Risiken eingehen, ohne sich immer erst abzusichern.
Virginia Satir
Es gibt keine
Grenzen. Weder für Gedanken, noch für Gefühle. Es ist die Angst, die Grenzen
setzt.
Ingmar Bergman
Gedanken wollen oft
–wie Kinder und Hunde- dass man im Freien mit ihnen spazieren geht.
Christian Morgenstern
Zu guter Letzt:
Ein zahmer Vogel singt von der Freiheit, ein wilder fliegt.
Ich werde immer weiter fliegen...Sonne im Herzen, Sophie
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