Donnerstag, 21. Juni 2012

Freiheitsspiel - mein Lied über die Freiheit 2. Teil


Freiheitsspiel
Spielst Du mit mir das Spiel
der Freiheit -
aber wenn ich Dich loslasse,
lasse mich nicht fallen.

Ulrich Häusler


Nachdem ich mich heute mal wieder eingehend mit dem Thema Freiheit beschäftigen musste, habe ich noch mal den alten Text über Freiheit gelesen und dabei ist mir aufgefallen, dass ich auf dieses Zitat gar nicht weiter eingegangen bin. Dabei ist es doch hochgradig spannend:

Was passiert in unserer Gesellschaft, was passiert mit uns, in uns, wenn wir das Spiel der Freiheit spielen?

Eine spannende Frage, die Idee die Ulrich Häusler hier hatte ist sehr ehrlich und auf eine Art und Weise sehr verletzend. Es scheint zu oft zu passieren, dass man fallengelassen wird, wenn man Freiheit gibt.
Wir Menschen sind gar nicht mehr in der Lage mit einer Freiheit umzugehen. Ist unser Tun und unser Handeln doch bestimmt von richtig oder falsch der Gesellschaft und der Gesetze. Doch bevor ich weiter auf das Freiheitsspiel eingehe, widme ich meine Gedanken dem ‚Spiel’:

Eine alte Definition für Spiel stammt von dem niederländischen Kulturanthropologen Johan Huizinga. In seinem Hauptwerk Homo ludens schreibt er:

„Spiel ist eine freiwillige Handlung oder Beschäftigung, die innerhalb gewisser festgesetzter Grenzen von Zeit und Raum nach freiwillig angenommenen, aber unbedingt bindenden Regeln verrichtet wird, ihr Ziel in sich selber hat und begleitet wird von einem Gefühl der Spannung und Freude und einem Bewusstsein des ‚Andersseins‘ als das ‚gewöhnliche Leben‘.“
– Huizinga: 1938/1991, S. 37

Als ich mit einigen Menschen über das Freiheitsspiel geredet habe, wurde mir immer wieder das Argument entgegengebracht, wie negativ ‚spielen’ doch heutzutage besetzt ist. (Z.B. Ich spiele mit dir...symbolisiert auf Beziehungsebene eine Herabsetzung und eine Ausnutzung und nicht Würdigung meines Gegenübers). Ist es somit hinterhältig, falsch und mit Konkurrenzdenken behaftet.

Aber ist es nicht viel mehr so, dass spielen erst im Erwachsenenalter negativ wurde und von uns bzw. der Gesellschaft pervertiert wurde?
Haben wir als Kinder nicht alle gerne gespielt und uns weder etwas dabei gedacht, noch uns wirklich darum gekümmert wer Gewinner oder Verlierer ist? Das Spiel an sich ist positiv. Kinder spielen anders als Erwachsene. Unbedarft und Bedingungslos und nicht zu vergessen mit Spaß. Wir würden niemals etwas negatives assoziieren, wenn ein Kind uns fragt, ob wir mit ihm spielen möchten. Bei uns geht es oft um Konkurrenz. Ich muss Gewinnen....das beobachtet man bei Kindern auch, aber auf ganz anderer Ebene.

Wann wurde spielen negativ? Könnt ihr euch daran erinnern?
Wenn ich das Zitat von Johan Huizinga richtig interpretiere (und ich habe mir nur das Ende vorgenommen), kann man fast rauslesen, warum spielen negativ besetzt ist. ‚Anderssein’ das ist heute nicht anerkannt, es geht darum mit dem Strom zu schwimmen, nicht aufzufallen und gesellschaftlich akzeptiert zu sein.

Wie singen ‚Die Ärzte’ in ihrem Lied Junge:

Und wie du wieder aussiehst, Löcher in der Hose und ständig dieser Lärm (Was solln die Nachbarn sagen?) Und dann noch deine Haare, da fehlen mir die Worte Musst du die denn färben? (Was solln die Nachbarn sagen?) Wie kommst du nach Hause, wir wissen nicht mehr weiter.


Das spielen wurde uns aberzogen. Das Leben ist ernst und kein Spiel. Es hat sich ausgespielt, sobald man in die Pubertät kommt bzw. ins Erwachsenenalter eintritt. Und zu allem Überfluss ist spielen auch gesellschaftlich oft nicht anerkannt. So wird das Kind in uns doch gerne vergessen. Erwachsene, die für ihr Leben gerne mit Modelleisenbahnen oder sonstigem spielen werden belächelt und für nicht richtig im Kopf befunden (à ‚Anderssein’).
Also unterm Strich können wir festhalten: Das Spielen haben wir verlernt.

Ich habe mich gefragt wo ‚Spiel’ seinen Ursprung hat und wie es definiert wird. Sehr spannend, lest doch mal rein: http://de.wikipedia.org/wiki/Spiel


Zurück zu dem oben genannten Text.

Gerne möchte ich den Text in seiner einfachen Kompliziertheit versuchen verständlich zu machen und tiefer zu beleuchten:

Spielst du mit mir...:
das geht ja schon gut los. Ich bin ja ein Freund von Spielen und vom spielen, ganz egal in welcher Hinsicht.
Aber hier geht es wohl eher um eine Herausforderung, als um ein Spiel. Top oder Flop würde es wohl auch beschreiben. Oder: Traust du dich...?
(Top oder Flop spiele ich heute noch sehr gerne. Es hat schon die witzigsten Situationen auf der Straße, im Club, in meinem Job und in meinem Leben hervorgerufen. Wer den Film ‚Liebe mich wenn du dich traust’ gesehen hat wird verstehen was genau hier gemeint ist. Wer ihn noch nicht gesehen hat, dem kann ich ihn nur ans Herz legen).

Diese Herausforderung klingt für mich eher als eine Möglichkeit sein gegenüber auf Augenhöhe zu holen. Die Frage, die sich für mich dahinter verbirgt ist wohl eher eine andere: Traust du dich, mit mir die Freiheit zu leben? Alles kann und nichts muss? Jeder ist frei und trotzdem sind wir ehrlich, verbunden und verbindlich uns gegenüber?

Spielst du mit mir....geheimnisvoll und spannend stellt sich diese Frage zu Beginn dar.

Ist ja in erster Linie eine gute Idee. Wir ernst ist ein Spiel? Die andere Frage, wie ernst ist ein Spiel, wenn es um einen selber, seine Freiheit und um die Verantwortung und den Respekt des Gegenübers geht?

Wir dürfen hier nicht vergessen, dass jedes Spiel, egal wie frei es ist, Regeln hat.

...das Spiel der Freiheit....
Ich finde hier wird, wie im Kindesalter, auf spielerische Weise versucht dem Gegenüber die Freiheit näher zu bringen, das klingt irgendwie ganz schön komisch und auf eine Art und Weise wie ein pädagogisches Konzept. In Zeiten in denen Freiheit gar nicht mehr gelebt werden kann, entweder aus persönlichen Begrenzungen die man sich auferlegt oder durch auferlegte Begrenzungen der anderen, soll es uns spielerisch beigebracht werden?

Ein Experiment hat finde ich relativ klar gezeigt wie ein Großteil der Menschheit wohl tickt.
Das Video findet ihr unter Youtube und TheFuntheory – Piano Stairs.

Die Frage lautet hier:
...Can we get more people to choose the stairs by making it fun to do...?

http://www.youtube.com/watch?v=2lXh2n0aPyw

Siehe auch dieses Video:
http://www.youtube.com/watch?v=cbEKAwCoCKw

ein letztes noch:
http://www.youtube.com/watch?v=AmyBp8e76eY&feature=related


Ich finde, wir können diese Theorie in alle Lebensbereiche übertragen!!!

Die Frage zum Freiheitsspiel könnten so aussehen:
Können wir mehr Menschen dazu bekommen ihre Freiheit zu leben, sich nicht mehr einzuengen, anders zu sein, aus der Masse herauszutreten? Spannende Frage! Unter diesem Aspekt habe ich das noch nie betrachtet.

Das schwierige ist, finde ich, wenn man diese Freiheit, so wie ich, mit all seinem Dasein lebt, möchte man sich doch gar nicht mehr einschränken. Oder?
So erlebe ich das zumindest. Und damit meine ich nicht, dass man Kompromisse eingehen sollte. Das im Gegenzug finde ich sehr wichtig und auch die Spielregeln einzuhalten (respektvolles Miteinander, gegenseitige Rücksichtnahme, keine Verletzungen, Ehrlichkeit) .
Aber,....meine Freiheit einschränken, nur weil mein Gegenüber vielleicht nicht in der Lage ist seine Freiheit zu leben?

...aber wenn ich dich loslasse,....
Hier haben wir Gewinner. Beide haben auf ihrer Ebene die Freiheit in ihrer Beziehung angenommen. Er/Sie darf gehen, frei denken, frei sein. Alles ist erlaubt. Ich werde losgelassen oder ich lasse los.
Eltern müssen zum Beispiel irgendwann ihre Kinder loslassen. Kinder müssen eigene Entscheidungen treffen und Eltern müssen diese akzeptieren. Das ist ein gutes Beispiel für diesen Satz, bzw. für das ganze Freiheitsspiel.

Loslassen ist so schön! Dinge einfach sein lassen. Situationen, Menschen, Tiere, Dinge. Luftballons loslassen, finde ich das größte, wie sie frei wie ein Vogel, einfach wegschweben. Seifenblasen rufen ein ähnliches Glücksgefühl bei mir aus!

Loslassen und losgelassen werden geben einem das Gefühl der Befreiung. (Be-frei-ung).

....lasse mich nicht fallen.
Viele empfinden bei vollkommener Freiheit in Beziehungen, als wären sie aus einer langen Knechtschaft gekommen. Nur so kann ich mir erklären, dass einer von beiden die Freiheit mit Füßen tritt und die Spielregeln missachtet. (Wie schon im ersten Text erwähnt: Meine Freiheit muss da aufhören, wo die eines anderen beginnt). Fallenlassen kann man hier wohl eher breitgefächert auslegen. Geht es entweder darum seine Verantwortung zu vergessen oder unehrlich zu werden.

Ich möchte an diesem Punkt noch das Wort Orientierungslos mit einbringen. Ich glaube Menschen sind oft überfordert mit zu viel Freiheit. Mit zu vielen Entscheidungen die sie treffen dürfen, dass sie alles wollen und davon ganz viel und dann den Partner einfach fallenlassen und vergessen und meistens als nicht mehr wichtig erachten. Das Leben bietet auf einmal so viele ungeahnte Möglichkeiten. Sie vergessen darüber oft, dass sie eine Verantwortung sich und ihrem Gegenüber tragen. Sie vergessen die Spielregeln UND sie vergessen, dass sie auch die Verantwortung für ihre Handlungen tragen müssen.

Der, der fallengelassen wird, weil er Freiheit lebt und leben will, der kann sich in diesem Fall glaube ich nur auf seine Freiheit berufen und sich damit trösten. Jeder Mensch ist frei, dass zu tun, was er für richtig hält. Leider wird hier vergessen, dass es so viele Irrungen und Wirrungen in dieser Welt gibt und wir oft verlernt haben auf unser Herz zu hören und so beeinflussbar sind von Meinungen, Statistiken, gelesenem, gehörtem.

Einige passende Zitate möchte ich zum Abschluss noch einbinden:

Die fünf Freiheiten des Menschen

Sehen und hören, was wirklich ist, nicht: was sein sollte.
Sagen, was ich denke, nicht: was ich denken sollte.
Fühlen, was ich wirklich fühle, nicht: was ich fühlen sollte.
Fordern, was ich möchte, nicht: immer erst auf Erlaubnis warten.
Risiken eingehen, ohne sich immer erst abzusichern.
Virginia Satir



Es gibt keine Grenzen. Weder für Gedanken, noch für Gefühle. Es ist die Angst, die Grenzen setzt.
Ingmar Bergman

Gedanken wollen oft –wie Kinder und Hunde- dass man im Freien mit ihnen spazieren geht.
Christian Morgenstern

Zu guter Letzt:
Ein zahmer Vogel singt von der Freiheit, ein wilder fliegt.


Ich werde immer weiter fliegen...Sonne im Herzen, Sophie