Montag, 27. Februar 2012

Wer ist da...?


Gerade hatte ich ein interessantes Gespräch. Es ging um ein Familienessen.

Zu dem man hingehen muss. Obwohl man gar nicht so richtig will, weil es eine Anstrengung bedeutet, weil die Familie bzw. die Menschen nicht genau sehen können in welcher Situation man steckt bzw. welchen Funken man benötigt.


Es gibt Situationen und Menschen. Und es gibt Situationen in denen einfach bestimmte Menschen mehr helfen und mehr unterstützen können, als vielleicht die Menschen, von denen man es erwartet. Von der Familie erwartet man ja oft die bedingungslose Annahme und Unterstützung. Doch wird man von seiner Familie manchmal auch verfälscht wahrgenommen.



Mein Vater zum Beispiel. Ein Araber (mein Papa hört das gar nicht gerne....ein Deutscher mit arabischer Wurzel...also ein Araber mit deutschem Pass). Bei uns weint man nicht. Und schon gar nicht eine starke Frau. Das ist jetzt sehr persönlich, aber in den Augen meines Vaters gibt es nichts was ich nicht schaffe. Und weinen geht schon gar nicht.

Ich erinnere mich, wie ich einmal ein Wildschwein mit meinem Auto anfuhr. Ich konnte wirklich nichts machen. Es kam über den Mittelstreifen und war auf einmal auf meiner Spur. Das Wildschein hat, glaube ich, nicht überlebt und ich hatte den Schock meines Lebens. Schließlich hatte ich in dem Lebensraum des Tieres (Straßen kamen nun mal einfach später) es angefahren. Ich habe ziemlich geweint und mir Vorwürfe gemacht...

kam am nächsten Tag zu meinem Papa, erzählte ihm davon und sein einziges Kommentar war:“ Hör auf zu weinen, Frauen weinen nicht.“ Zack Sache erledigt.

Das ist das Bild was er von seiner Tochter hat. Eine starke Tochter. Die keine Hindernisse kennt und erst recht nicht weint wenn sie ein Tier angefahren hat. Dieses Bild an sich ist ja auch gut, denn es hat mich geprägt und mich herausgefordert nicht schwach zu sein. Aber geht es im Leben wirklich darum, immer stark zu sein?


Wie soll ich also schwach sein, bei meinem Vater. Und meine Schwäche zeigen.

Das geht nicht. Dafür habe ich aber Freunde bei denen es möglich ist. (Zumal ich dazu sagen muss, dass ich am liebsten alles mit mir ausmache und es selten vor kommt), aber ich weiß ich habe Menschen, vielleicht auch fremde Menschen bzw. Bekannte, bei denen ich schwach sein kann, weil sie eben kein bestimmtes Bild (wie der Vater von seiner Tochter, der Bruder von der Schwester, etc.) von einem haben.


Kommen wir also zu dem Punkt, von meiner Familie erwarte ich, dass sie mich erkennt und unterstützt. Meine Familie kann das aber gar nicht, weil diese Bild herrscht, was sich irgendwann mal festgesetzt hat (Produkte der Erziehung,....)


Also helfen uns auf einmal Menschen, die vielleicht nur Bekannte, fast schon fremde Menschen oder eben Freunde sind. Die es schaffen uns die Energie zu geben, die wir benötigen, um Hindernisse oder Durststrecken zu überwinden. Freunde sind dafür da. Nicht immer alle. Aber einer oder einige werden sich immer finden. Die, die gerade Energie haben und abgeben können. Irgendwann kommt der Tag an dem es vielleicht andersherum ist.


Es ist also eine Frage der Erwartungshaltung. Mit bestimmten Sachen kann ich also zu Freunden/ Bekannten gehen und mit anderen zu meiner Familie.


Nicht immer ist derjenige von dem ich es erwarte auch der Mensch von dem ich das, was ich brauche einfordern kann.

Dafür tritt (oft) jemand in das Leben ein, der vorher nur am Rand war oder gar nicht da war und der abgeben kann. Spannend, wie der Kreislauf funktioniert.


Manchmal, verschwinden diese Menschen danach wieder, manchmal bleiben sie. Für eine Zeit oder für ‚immer’.

Dieses zu erkennen und anzuwenden und dankbar dafür zu sein, kann uns eine Menge Last und Druck nehmen. Und auch das Leben mit den Erwartungen an die Freunde und Familie einfacher machen.


Zum Schluss ein treffendes Zitat, Freund kann auch gerne ersetzt werden in Bekannter, Fremder, etc. Letztendlich jemand, der dir einen Funken sprüht, damit dein Feuer wieder entfachen kann. Oder du wieder zu deiner Melodie tanzen kannst.


„Ein Freund ist ein Mensch, der die Melodie deines Herzen kennt und sie dir vorspielt, wenn du sie vergessen hast.“

Albert Einstein

2 Kommentare:

Isabelle hat gesagt…

sehr schöner persönlicher text.... in dem sich sicherlich viele wieder finden können.
das sind die weisen worte einer intelligenten sehr starken frau, die ihren eigenen weg geht, sich nicht beirren lässt und reflektierend, hellsichtig und mit sehr viel menschlicher wärme und empathie für ihre umwelt durchs leben geht.

sternenkind hat gesagt…

Dankeschön Isabelle! Dein Kommentar berührt mich sehr.
...Sonne im Herzen, Sonne auf deinem Weg!