Samstag, 9. Juni 2012

Wie meine Welt auf meinen Veganismus reagiert...


Immer die Sache mit dem Essen...
und schon wieder ein Thema, bei dem es um Essen, nicht essen und was essen geht.
Die, die mich ein bisschen kennen, kennen meine Eigenheiten ums Essen. Es ging schon im Kindesalter los. Mein Bruder und meine Oma waren oft genug genervt und meinem Bruder war ich oft genug unangenehm, wenn ich bei Oma mal wieder genörgelt habe.

Seitdem ich noch mehr Sport mache als Sport, hat sich mein Essverhalten noch einmal ganz schön geändert. Dieses nennt sich somatische Intelligenz. Alle um mich rum hassen Sie, ich liebe sie. Auch wenn sie mir das Leben noch schwerer macht als schwer.....

Mein Körper sagt mir was ich essen möchte. Dieses geht, zumindest bei mir mit einer Handbewegung einher. Ich schmecke/fühle  sozusagen vor, was ich essen möchte, nehme es gedanklich in den Mund, schaue wie es schmeckt und ob ich es essen möchte. Dieses Procedere kann auch schon mal bis zu 3 Stunden dauern. Wenn ich bis dahin nicht weiß was ich essen möchte esse ich meistens gar nichts. Ich kann einfach nicht nur essen um satt zu werden.

Aber ich möchte euch gar nicht mit meinem Essverhalten langweilen, geht es in diesem Text doch um Beobachtungen zum Thema essen bzw. anders essen.

AUF DEUTSCH: VEGAN ESSEN.

Es fing irgendwann in diesem Jahr an, dass ich beschloss meine Ernährung zu ändern. Verschiedene Varianten der Ernährungsumstellung habe ich mir angeschaut und durchdacht, aber nirgendwo hat es so richtig ‚klick’ gemacht. Mein Körper sendete mir Signale, dass es Zeit ist.
Ich habe nie wirklich Schrott gegessen, aber schon immer zu wenig. Und auch immer noch kämpfe ich bei meinem enormen Kalorienverbrauch durch den Sport darum, dass aufzunehmen was ich verbrauche. Oft schaffe ich es nicht, am Abend kann ich detailgenau wiedergeben was ich zu mir genommen habe (sehr zur Verwunderung meiner Freunde).

Hin und her überlegt, habe ich darüber nachgedacht mich vegan zu ernähren. Ich setze ja schnell und konsequent um, aber vorher wäge ich ab, lese viel und beschäftige mich mit Vor/ Nachteilen, Bedingungen, Herausforderungen vor allen Dingen als Sportlerin, etc.

Der Entschluss stand fest und ich fing Ende April an, auf Raten von Freunden nicht gleich konsequent aber Stück für Stück es umzusetzen.

Als erstes erzählte ich nur ganz wenigen davon. Und fing an alle großen tierischen Produkte wegzulassen. Also Milch, Fleisch, Fisch, Gelantine, Schokolade, Käse, Eier, Eiweißshakes, Butter,......bei Eis fiel es mir schwer, da ja die Eissaison bei Vanille und Marille gerade losging. Einglück ist Sorbet ohne Milch und ich bleibe denen als Kunde erhalten J.

Als Stichtag komplett umzustellen, also in Restaurants nach den Inhalten zu Fragen, noch mehr im Supermarkt die Inhalte zu studieren (es ist ja nicht so, dass ich das nicht vorher auch schon gemacht habe, aber die Dimension ist jetzt schon eine andere) und wirklich auf alle tierischen Produkte zu verzichten habe ich mir den 01. Juni gesetzt.

Die ersten veganen Kuchen habe ich schon gebacken und sie sind mir gelungen. Eine Schwierigkeit die sich mir nun stellt ist, dass ich Sojaprodukte nicht so gut vertrage. Das heißt, die Revolution der Sojamilch in öffentlichen Cafes finde ich total super, nur für mich völlig wertlos, wie wäre es mit Hafermilch oder Reismilch?

Was ich bis dato noch nicht wusste ist, dass ganz viele Menschen Soja nicht gut vertragen.

Mein Bruder kam gleich mit dem Argument, dass der Regenwald abgeholzt wird um Soja anzubauen. Und ja, Soja ist ein umstrittenes Produkt, weil es sehr gut manipulierbar ist.
Dazu möchte ich aber anmerken, dass z.B. in den USA 70% des Getreides an Tiere verfüttert wird. Theoretisch könnte man das ja entweder nutzen um Soja anzubauen und dafür den Regenwald nicht mehr abzuholzen oder den Welthunger zu stillen.

Also, Soja wurde auch gestrichen von meinem Speiseplan bzw. wird es mehr als selten gegessen.

Ich habe mich zu Beginn wirklich nur aus gesundheitlichen Gründen dazu entschieden vegan zu essen. (Zu den gesundheitlichen Punkten komme ich noch). Aber mir war schon immer klar, dass ich, wenn ich einmal darüber nachdenke, ernsthaft nachdenke, was in unserer Welt passiert (Massentierhaltung, Vergasung von Küken, Antibiotikamissbrauch, Zivilisationskrankheiten durch Ernährungslügen,....die Liste ist elendig lang) Konsequenzen ziehen muss. Und ja, mittlerweile ist es auch ein ethischer, moralischer Grund, warum ich auf tierische Produkte verzichte. Für jemanden, der diese Moral nicht hat, weil ihm sein Fleisch wichtig ist, der sollte wenigstens die gesundheitlichen Faktoren in Betracht ziehen oder mal darüber nachdenken.

Ich möchte gar nicht mit einem erhobenen Zeigefinger kommen und mir ist es egal, ob mein Gegenüber Fleisch isst oder nicht, das geht mich gar nichts an. Aber Fakten sind Fakten. Und medizinische Studien sind medizinische Studien. Das einzige was ich tue und das habe ich schon immer so gemacht, ob es um den Glauben oder andere Dinge ging, mich nicht zu verstecken, mit Menschen drüber zu reden, wenn sie mich Fragen (und in 99% der Fälle fragen sie) und nach bestem Wissen zu antworten und auch die Sachen zu sagen die niemand hören/sehen/beachten möchte. Aber der wichtigste Punkt: es zu Leben.

Nach und nach habe ich es dann in meinem Freundeskreis bekannt gemacht. Die Reaktionen waren unglaublich. Und in den meisten Fällen doch eher von Egoismus geprägt. Natürlich immer auch von Verständnis –irgendwie.

Kommen wir zu dem spannenden Punkt des Verzichts. Viele Menschen sind traurig für mich, dass ich dieses und jenes und sowieso nicht mehr essen darf. Aber warum denn? Ich sehe das ganze ja nicht als Verzicht, sondern als eine Bereicherung. Und mal im Ernst, wenn ich so leiden würde, dann würde ich es auch nicht mehr machen. Ist doch klar oder?  


Folgendes habe ich bisher so gehört:
„Sophie, was isst du denn dann, wenn wir essen gehen bzw. dann kannst du ja gar nicht mehr mit uns essen gehen.“
(Ach, kannst du es nicht ertragen, wenn ich im Restaurant neben dir sitze und evt. nichts esse, du aber schon? Auch dazu möchte ich anmerken, dass ich meistens abends eh nicht mehr esse, wer mit mir Abendessen gehen möchte, sollte mich, bis auf wenige, wirklich wenige Ausnahmen Nachmittags gegen 16./ 17.00 Uhr treffen).

„Sophie, das wird ja richtig anstrengend mit dir.“
Dazu meine Antwort: Essen mit mir und meiner somatischen Intelligenz ist schon immer anstrengend, fragt mal meine Kollegen im Büro, die können ein Lied davon singen, also ändert sich in diesem Punkt zumindest nichts.)

„Aber Sophie, du als Sportlerin, wo nimmst du denn dein Eiweiß her?“
Ach, haben nur Tiere Eiweiß? Mensch, wer sich einmal mit Ernährung beschäftigt hat und ich habe mich schon viel zu viel mit damit beschäftigt und bin es manchmal auch echt leid, der müsste doch wissen, das nicht nur Tiere Eiweiß haben.
Auch dazu wieder eine Anmerkung von mir: Tierische Proteine sind für den Körper gar nicht so gut verwertbar, wie pflanzliche Proteine.

„Schmeckt es denn?“
Neeee.....man na klar. Wenn jemand nicht kochen kann schmeckt es doch auch nicht oder? Das ist ein ganz einfaches Prinzip.

Was hatte ich denn noch.....
„Was willst du denn bei Mama essen?“
Tja, entweder muss Mama kochen, was Töchterchen isst oder es gibt Salat oder Töchterchen muss kochen.

Salat, Reis, Obst und Gemüse gehören doch eh zu meinem Lieblingsessen. Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich tagelang nur Salat esse und vollkommen glücklich bin.


ABER JA und jetzt kommt das, was alle hören möchten:
Das Leben ist anstrengend als Veganerin. Und wisst ihr wieso? Weil die Industrie es einem soooo schwer macht essen zu bekommen ohne tierische Produkte. Überall ist irgendwie Milch oder Ei drin oder Gelantine. WOZU??????
Oh ja als Bindemittel, fast vergessen.

Wieso kann ich veganen Kuchen backen, von dem niemand merkt (das war ein Versuch, danke meine liebe Cycling Ausbildung) das er vegan ist?
Natürlich ist es schwieriger an einem langen Tag, mal eben was zu essen.
Und natürlich plane ich jetzt noch mehr als vorher das Essen für den Tag.
(Meine B-Lizenz Mädels können berichten....).

Und ja, ich muss aufpassen nicht noch weniger zu essen. Das stimmt schon. Und damit meine ich nicht die Menge, sondern die Wertigkeit. Es reicht eben nicht, auch wenn es sich für mich manchmal so anfühlt, an einem Tag, an dem ich 2-3 Kurse gebe oder mache nur Salat und Reis zum Mittag zu essen und eine Banane in der Tasche zu haben.
Und Süßes, also das was mir vorher manchmal wirklich die Kalorien in die Tasche gespielt hat, esse ich eben auch nicht mehr. Einfach weil ich keinen Appetit darauf habe. Sehr spannend zu beobachten.

Für heute lasse ich das mal so stehen. Zu den gesundheitlichen und moralischen Aspekten komme ich in einem meiner nächsten Artikel.

Wer noch mehr zu Gründen/ Argumenten lesen möchte, liest hier:

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Liebe Sophie,
ich freue mich, dass du dich für diesen Weg entschlossen hast. Es scheint dir sehr gut damit zu gehen.
Warum sollte jemand mit deinem Veganismus ein Problem haben? Eigentlich nur, weil er es selbst als einen Appell betrachtet, der ihm ein schlechtes Gewissen macht. [Verallgemeinerndes] Wir gehen unvorstellbar schlimm mit unseren Mitgeschöpfen um.
Adornos Zitat über den Schlachthof [kennst du das?] gilt für mich vor allem für die Massentierhaltung und das schleißt alle tierischen Produkte mit ein.

Ich bewundere deine Konsequenz! Liebe Grüße! m

sternenkind hat gesagt…

Vielen Dank liebe Miri für dein Kommentar.
Ja, das ist die Frage, warum sollte jemand mit meinem Veganismus ein Problem haben.
Die Reaktionen (und das sind nur einige wenige) zeigen ja das andere viel eher ein Problem damit haben als ich.
Ja ich werde demnächst über die moralischen Gründe berichten, dort gibt es schlimmes zu sehen. Vieles kann ich mir gar nicht anschauen ohne das mir mein (veganes) Essen wieder hochkommt...
Leider, leider denkt der Mensch nicht mit.
Wie sagt ein anderes Sprichwort doch so schön:
"Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werden die Menschen feststellen, dass man Geld nicht essen kann" (aus einer Prophezeihung der Cree (kanadischer Stamm).

Ja Adornos Zitat kenn ich. Es ist zu krass...
Happy Sunday
Sophie